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Dialogverfahren

Schulcampus Jahrtausendfeld

An der Grenze der beiden Leipziger Stadtteile Plagwitz und Lindenau befindet sich das sogenannte „Jahrtausendfeld“. Bis in die 1990er Jahre war das etwa zwei Hektar große Gelände vollständig mit den Fabrikanlagen des VEB Bodenbearbeitungsgeräte, vormals Landmaschinenfabrik Rudolph Sack, bebaut. Nach dem Abriss aller Gebäude und der Überdeckung verbliebener unterirdischer Gebäudeteile mit Mutterboden erhielt das Areal seine heutige Bezeichnung „Jahrtausendfeld“, als es im Rahmen einer Kunstaktion für die EXPO 2000 temporär als Getreidefeld beackert wurde. Seitdem stellt der größte Teil der Fläche eine innerstädtische Brache dar, die kaum genutzt wird.

Die Stadt Leipzig verfolgte viele Jahre lang die Absicht, auf dem Gelände eine neue Schule zu errichten, um den großen Bedarf an Schulstandorten im Leipziger Westen zu decken. Im Flächennutzungsplan wurde das Jahrtausendfeld deshalb als Fläche für Gemeinbedarf mit der Zweckbestimmung „Bildung/Schule“ dargestellt.

Nachdem für die städtischen Schulerweiterungspläne ein Alternativstandort gefunden worden war, haben nun die Leipziger Stadtbau AG als Bauherr und Grundstückseigentümer und die Leipzig International School (LIS) als Nutzer aus einem dringenden Erweiterungsbedarf heraus die Absicht, auf dem Gelände eine neue Schule zu errichten. Der künftige Schulcampus der LIS soll am Standort eine Grundschule, eine weiterführende Schule, Sporthallen sowie zugehörige Schulfreiflächen umfassen.

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Der Leipziger Stadtrat hat die Verwaltung in diesem Zusammenhang damit beauftragt, ein „Dialogverfahren“ zur Entwicklung des Jahrtausendfelds durchzuführen. Darin sollte geklärt werden, wie sich ein Schulneubau in der vorgesehenen Größenordnung mit anderen, vor allem aus der Bewohnerschaft des Stadtteils resultierenden Ansprüchen an die Fläche sowie den städtebaulichen Rahmenbedingungen des Standorts in Einklang bringen lässt. Kernthemen des Verfahrens waren der Erhalt eines möglichst großen Freiflächenangebots für die Stadtteilöffentlichkeit, ohne die Funktionalität des Schulcampus zu beeinträchtigen sowie die städtebauliche Verträglichkeit hinsichtlich der umgebenden Bebauungen und Nutzungen und der Abwicklung des entstehenden Verkehrs.

 

Das Büro für urbane Projekte hat das „Dialogverfahren Schulcampus Jahrtausendfeld“ in Abstimmung mit dem Stadtplanungsamt der Stadt Leipzig und dem Grundstückseigentümer inhaltlich und organisatorisch vorbereitet, durchgeführt und moderiert.

 

In einem Beteiligungsprozess wurden zunächst durch eine Begleitgruppe die Ziele und Maßgaben für die Entwicklung der Fläche diskutiert und abgestimmt. Die 30-köpfige Begleitgruppe setzte sich aus gelosten Bürgerinnen und Bürgern, institutionellen Akteuren und Initiativen aus dem Stadtteil sowie Vertreterinnen und Vertretern der Eigentümer und Bauherren, der Stadtpolitik und der Stadtverwaltung zusammen.

Die von der Begleitgruppe in zwei Planungswerkstätten erarbeiteten Ergebnisse haben die Grundlage für die Aufgabenstellung eines anschließend als zweite Phase des Dialogverfahrens durchgeführten Gutachterverfahrens gebildet. In dieser Ideenkonkurrenz konnten fünf im Schulbau erfahrene Architekturbüros konkrete Entwürfe für den Schulcampus und den öffentlichen Freiraum entwickeln. Dabei trat die Begleitgruppe in einer dritten Planungswerkstatt mit den Architekturteams in den direkten Dialog zu deren Entwürfen. Außerdem wirkten einzelne Mitglieder in der abschließenden Jurysitzung des Gutachterverfahrens mit.

 

Das Dialogverfahren wurde von einer öffentlichen Auftakt- und einer Abschlussveranstaltung flankiert, an die sich für eine breite Meinungsbildung eine öffentliche Ausstellung der Entwürfe anschloss.

 

Im Ergebnis des Dialogverfahrens wurden drei Entwürfe ausgewählt, deren konzeptionelle Ansätze einen zweckmäßigen Schulbau erlauben und gleichzeitig im Sinne eines Mehrwerts für den Stadtteil in hohem Maße eine öffentliche Nutzung von Freiflächen und eine Mitnutzung von Räumlichkeiten für die Allgemeinheit ermöglichen. Um dies zu gewährleisten, wurde als eine weitere Erkenntnis aus dem Verfahren die Größe der Schule hinsichtlich der Zahl der Schülerinnen und Schüler sowie der zu errichtenden Geschossfläche deutlich verringert.

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Auftraggeber:

Leipziger Stadtbau AG

in Kooperation mit:

Stadt Leipzig, Stadtplanungsamt

Zeitraum:

2023–2024